top of page
Suche
Gerald Ziegler

Zukunftskompetenz – Was erwartet die Generation Z von der Arbeitswelt?

Aktualisiert: 18. Dez. 2020

GENERATION Y IST ANGEKOMMEN In vielen Unternehmen wurde und wird vor allem auf der „Hardware-Seite“ investiert: Büros werden modernisiert, Einzelbüros mehr oder weniger eliminiert, projektbezogenes, multi-flexibles und collaboratives Arbeiten wird gefördert, Laptops sind kein Privileg mehr, sondern Normalität, sogar Homeoffice wird nicht mehr nur geduldet. Einige Unternehmen sind auch dabei ihre Organisationsformen der neuen Arbeitswelt anzupassen, werden agiler bzw. gründen neue Firmen, die Innovation und Fortschritt in die „old culture“ bringen sollen.

WER DEM FACHKRÄFTEMANGEL ENTGEGENWIRKEN MÖCHTE, MUSS DIE JUNGEN MENSCHEN VERSTEHEN Der Fachkräftemangel ist inzwischen in vielen Betrieben schon Realität – vor allem auch im Lehrlingsbereich. Ich kenne Unternehmen, die haben einen ausgezeichneten Ruf, eine sehr gute Lehrlingsausbildung, aber kurz vor Ende der Bewerbungszeit noch über die Hälfte der Ausbildungsstellen unbesetzt. Aber coole Videos oder Incentives wie Führerschein oder Reisen am Kilimandscharo zu versprechen, reicht nicht aus. Es geht vielmehr darum, dass wir die jungen Menschen verstehen lernen, wie denken sie, was ist ihnen wichtig, wie möchten sie arbeiten und leben? Dies ist gleichzeitig auch eine enorme Chance, die Berufs- und Arbeitswelt in eine neue Qualität zu entwickeln.

WAS DENKT DIE JUGEND WIRKLICH? Wir führten ein Interview mit Jamila Tressel, Buchautorin, Key Note Speakerin und Coach, Jahrgang 1998. Liebe Jamila, Du stehst in der Evangelischen Gemeinschaftsschule Berlin Zentrum kurz vor dem Abitur. Es ist eine Oberschule in Berlin Mitte, mit einem besonderen pädagogischen Konzept – das stellen wir in einem weiteren Blogartikel vor. Hast Du schon eine Idee, was Du nach dem Abitur machen möchtest? …. Auf jeden Fall. Und nicht nur eine. Seit einigen Jahren bin ich bereits in der Bildungspolitik aktiv und setzte mich für die Transformation des Schulsystems ein. Oft in Kooperation mit der Bildungsinitiative „Schule im Aufbruch“ und auch gemeinsam mit meiner ehemaligen Schulleiterin Margret Rasfeld halte ich Vorträge und gebe Workshops im gesamten deutschsprachigen Raum und auch im Ausland, um zu zeigen, wie Schule und Bildung auch anders funktionieren kann und auf das Leben und die Zukunft vorbereitet. Das möchte ich auch nach meiner Schulzeit noch weiterführen, da es mir sehr wichtig ist, dass Schüler in der Zukunft eine gute und wertvolle Schulzeit genießen können, die sie optimal auf ihr Leben vorbereitet und vor allem auch Spaß macht. Außerdem habe ich dieses Jahr eine Coaching Ausbildung gemacht und möchte mich hier stärker engagieren. Aber natürlich möchte ich meine neu gewonnene Freiheit nach dem Abitur nicht nur zum Arbeiten nutzen, auch, wenn es mir wichtig ist und Spaß macht. Ich möchte die Welt entdecken, zumindest große Teile davon. Denn Reisen bildet, das habe ich bereits erfahren. Schon während meiner Schulzeit bin ich in den Genuss einiger größerer Reisen gekommen, und das möchte ich in jedem Fall fortsetzen. Sollte ich mal etwas studieren, dann wird es höchstwahrscheinlich Psychologie. Das finde ich super interessant und es könnte mir zudem auch für meine berufliche Richtung als Coach und Berater sehr dienlich sein, besonders, wenn ich meinen Schwerpunkt auf Arbeits- und Organisationspsychologie setze. Wie entstehen in Eurer Generation die Ideen für die Berufswahl? Ist das ein längerfristiger Prozess, bei dem man verschiedene Meinungen einholt, sich mit möglichen berufen auseinandersetzt, diese eventuell sogar besucht, Vor- und Nachteile gegeneinander abwägt, oder sind es eher Bauchentscheidungen, nach dem Gefühl, was einem Spaß machen könnte? Denkt Ihr da eher kurzfristig oder langfristig, wo möchte ich in Pension gehen? …. Ich denke, der Prozess der Berufswahl ist bei jedem etwas unterschiedlich. Es gibt Schüler, die ziemlich früh sehr genau wissen, was sie einmal werden wollen. Das sind dann meistens bekannte, klassische Berufe, wie Ärztin oder Anwalt, die es eben schon gibt und unter denen man sich auch etwas Genaues vorstellen kann. In Zukunft wird es allerdings viele Berufe, die wir heute haben, nicht mehr geben. Dafür werden zahlreiche neue entstehen, von denen wir heute noch nicht wissen, wie sie aussehen werden. Das ist uns natürlich bewusst. Und das macht das langfristige Planen auch so schwierig. Deshalb denkt auch kaum einer, dass er mit seinem erstgewählten Beruf auch einmal in Pension gehen wird, wenn er nicht gerade einen alt bekannten Beruf gewählt hat, den es vermutlich noch lange geben wird. Und auch dort wird sich der Beruf wahrscheinlich mit der Zeit verändern. Die Berufswahl ist bei den meisten daher ein längerfristiger Prozess, bei dem es vor allem auch darum geht, sich selbst bestmöglich kennenzulernen, seinen persönlichen Stärken und Schwächen, seine eigenen Prioritäten, Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen an seinen zukünftigen Beruf und sein Leben zu kennen. Darum gehen viele bei der Berufswahl danach, was ihnen liegt und Spaß macht, wo ihre Stärken liegen und in welchem Beruf sie diese Fähigkeiten am besten einsetzen können. Sich selbst gut zu kennen ist dabei enorm hilfreich. Viele schrecken auch nicht davor zurück, etwas ganz Eigenes zu machen, quasi seinen eigenen Beruf selbst zu erfinden, sich selbstständig zu machen oder ein Startup zu gründen. Dabei ist es natürlich besonders schwer, in die Zukunft zu schauen und langfristig zu denken. Aber ich denke, unsere Generation ist darauf eingestellt und bereit, flexibel und mutig zu sein, sich auf Veränderungen einzulassen und mit der Entwicklung der Welt mitzugehen und diese Entwicklung auch aktiv mitzugestalten. Wenn Du Dir vorstellst, Du hast die Ausbildung abgeschlossen – egal welche, was sind Deine Erwartungen an die Arbeit, ganz grundsätzlich? …..Ich erwarte von meiner Arbeit, dass sie sinnvoll ist, einen Nutzen hat und die Probleme, in welcher Form auch immer, von anderen Menschen löst. Denn nur, wenn ich einen Sinn hinter meiner Arbeit sehe, habe ich die Motivation und auch den Spaß daran, diese Arbeit zu verrichten. Außerdem muss die Arbeit mir liegen und meinen Fähigkeiten und Anliegen entsprechen. In letzter Zeit wird immer wieder über den Sinn und Zweck von Organisationen diskutiert – Purpose ist das neue Modewort dafür. Wie wichtig ist Euch, dass Unternehmen im Kern ihrer Existenz in einem positiven Beitrag zur Gesellschaft bzw. dem Planeten leisten? …. Der „Purpose“ ist unserer Generation unglaublich wichtig. Nicht umsonst engagieren sich viele junge Leute bereits ehrenamtlich und setzen sich für Naturschutz, Klimawandel, Kohleausstieg etc. ein. Umso wichtiger ist es vielen von uns, dass auch die Unternehmen und Organisationen, für die wir vielleicht einmal arbeiten sollen, dieses Engagement teilen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und dem Planeten leisten. Reicht es, wenn dies in schönen Broschüren oder auf der Homepage dargestellt ist, oder möchtest Du mehr? …. Es reicht natürlich nicht, wenn sich Unternehmen nur oberflächlich mit Beiträgen und Projekten für die Umwelt auf ihren Homepages profilieren. Viel mehr sind konkrete Taten gefragt. Angefangen in der Unternehmenskultur. Wie Nachhaltig wird es geführt? Wird z.B. darauf geachtet, dass möglichst wenig Plastik und Papier verbraucht, der Müll getrennt und erneuerbare Energien genutzt werden? Und werden tatsächlich Beiträge für Umwelt und Gesellschaft in Form von Projekten, Aktionen oder finanzieller Unterstützung geleistet? All das sind Fragen und Forderungen, die unsere Generation an große und kleine Unternehmen stellt und darauf achten wir auch bei unserer Berufswahl. Welche Wünsche gibt es von Eurer Generation an die Gestaltung der Arbeitswelt? Dabei denke ich nicht nur an die Infrastruktur, wie Büros und Arbeitsräume gestaltet sein sollten, sondern vor allem auch an die Organisationsgestaltung, Zusammenarbeit, Arbeitszeiten, Entscheidungswege etc. …. Wenn ich etwas in meiner Schulzeit gelernt habe, dann, wie wichtig Zusammenarbeit ist. Gemeinsam geht einfach vieles so viel einfacher und schneller. Umso mehr kreative Köpfe an einer kniffligen Aufgabe zusammenarbeiten, desto besser. Es ist immer von Vorteil, ein fähiges und diverses Team zu haben, da jeder andere persönliche Stärken und Fähigkeiten mitbringt, die sich in einem guten Team wie ein Puzzle zusammenfügen und zum bestmöglichen Ergebnis führen. Unsere Generation erwartet daher, dass es in der Arbeitswelt die Möglichkeit gibt, mit anderen gut zusammenzuarbeiten. Teamwork und Teamgeist sind in einem guten Unternehmen gefragt. Es geht nicht mehr darum, mit anderen zu konkurrieren und ständig zu versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Darauf haben viele von uns keine Lust mehr. Denn uns ist klar, dass wir nur gemeinsam die wirklich großen globalen Probleme angehen und die Herausforderungen meistern können, die auf uns zukommen. Eine gewisse Autonomie, Flexibilität und Mitbestimmung und -gestaltung bei unserer Arbeit sind uns natürlich auch wichtig. Man sollte eigene Ideen und Vorschläge einbringen können und die Möglichkeit haben, selbstständig zu arbeiten und sich gegebenenfalls die Arbeitszeit selbst einzuteilen. Auch ab und zu eigene Entscheidungen treffen zu können und vor allem Eigenverantwortung für seinen Arbeitsbereich zu übernehmen ist vielen wichtig. Mir ganz besonders, denn ich möchte, dass man mir die Verantwortung zutraut, meine Arbeit gewissenhaft zu verrichten. Gibt es besondere Ansprüche oder Erwartungen an die Manager und Führungspersönlichkeiten? …. Die Erwartungen an die Manager und Führungskräfte ist vor allem, dass sie gute Vorbilder und Unterstützer sind. Sie haben mit dafür Sorge zu tragen, dass sich ihre Mitarbeiter, also eventuell irgendwann mal wir, wohlfühlen und bestmöglich arbeiten können. Sie sollten also Führungsqualitäten wie z.B. Verantwortungsbewusstsein, Empathie, Kommunikationsfähigkeit, Offenheit, Vertrauen, Teamfähigkeit und Motivation mitbringen, um ihre Mitarbeiter bestmöglich zu führen, zu motivieren und zu unterstützen. Dabei ist persönlicher Kontakt zu den Mitarbeitern sehr hilfreich, denn je besser die Führungskraft die persönlichen Stärken und Schwächen ihrer Mitarbeiter kennt, desto besser können diese Kompetenzen gezielt eingesetzt werden. Das Arbeitsklima wird ja von Menschen gemacht. Und in Unternehmen, die schon länger erfolgreich am Markt sind, arbeiten ja auch ältere Menschen, die schon länger dort beschäftigt sind. Wie wäre eine optimale Zusammenarbeit und Stimmung im Betrieb? …. Eine Arbeitsatmosphäre, die von einem respektvollen und offenen Umgang geprägt ist und auf Zusammenarbeit beruht, ist von den meisten gewünscht und erwartet, um sich wohlzufühlen. Dabei bringt man idealerweise die langjährige Erfahrung und das Wissen der älteren Mitarbeiter und die frische Energie und neuen Ideen der Neuzugänge zusammen, um möglichst innovativ und erfolgreich zu sein. Davon würden alle Seiten profitieren. Man würde voneinander lernen. Danke liebe Jamila, das war wieder ein spannendes Gespräch mit Dir. Sag mir doch zum Abschluss, was sind die 3 wichtigsten Werte in der Arbeitswelt der Zukunft? …. Ich denke, das ist zum einen der Sinn/ Purpose, der nicht fehlen darf. Dann ist die Eigenverantwortungwichtig, dass uns Verantwortung zugetraut und übertragen wird. Und die gute Zusammenarbeit/ Teamwork ist essentiell für gutes Gelingen in der Arbeitswelt.

Jamila Tressel coacht und trainiert nicht nur Lehrer, sondern auch Manager und Führungskräfte. Wir begleiten mit Ihr Schulentwicklungsprojekte und führen Generations-Coachings durch. Wenn Sie Interesse daran haben, erarbeiten wir gerne ein maßgeschneidertes Programm für Sie. Info unter g.z@thechangemaker.work.

51 Ansichten0 Kommentare

Comments


bottom of page