Beim World Economic Forum in Davos 2020 trafen sich die wichtigsten Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft dieser Welt. Wer ihnen aber die Show stahl, waren zwei junge Frauen, 17 und 18 Jahre alt:.[1] Oberflächlich ging es um das Thema Klimawandel, wenn man aber genauer hinsieht, dann geht es in Wirklichkeit um ein anderes, viel tiefergehendes Thema: Wir stecken in einem tiefgreifenden Wandlungs- und Transformationsprozess, der ein neues Bewusstsein und grundlegenden Wertewandel hervorrufen wird. Greta Thunberg und Natasha Mwansa sind zwei Vorboten. Die inhaltliche Diskussion, ob oder wie man den Klimawandel nun tatsächlich angeht, ist die Ebene der Diskussion, der Lärm über den berichtet wird, den wir mitbekommen und der uns offensichtlich interessiert. Für uns als Change Maker aber viel spannender und zukunftsweisender ist eine neue Perspektive, eine die herausschält was dahintersteckt, welche tieferliegenden Strömungen und Felder es gibt. Was wird uns in den nächsten Jahren beschäftigen, ob wir wollen oder nicht. In verschiedenen Medien und Berichten über das Weltwirtschaftsforum kann man lesen, ob jetzt Greta Thunberg oder doch Donald Trump recht hat und wer besser angekommen ist. Man kann lesen, dass Greta angeschlagen und krank war und dass man genau jetzt richtig handelt und man ohnedies genug für oder, besser gesagt, gegen den Klimawandel tut. Alleine die Tatsache, dass, seit Greta Thunberg mit ihren Sitzstreiks begonnen hat, auf die Klimathematik aufmerksam zu machen, sich das gesamte WEF mit dem Thema Umweltschutz beschäftigt, ist schon sehr bemerkenswert. Es gab wohl niemanden, der, zumindest öffentlich, sich in Davos nicht zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz bekannte. Das, obwohl in Privatjets oder dicken Limousinen angereist wurde. Greta Thunberg wurde von den Medien zur Kultfigur gemacht. Seither haben grüne Parteien in Europa Aufwind und in Österreich sind sie inzwischen sogar in der Regierung. In Davos kam noch eine zweite junge Dame dazu, die 18-jährige Natasha Mwansa, Menschenrechtlerin aus Sambia. [1] Bildquelle: https://www.dw.com/de/trump-beim-weltwirtschaftsforum-2020-in-davos-zu-wirtschaftspolitik-und-china-und-greta-thunberg/a-52085373 https://www.welt.de/wirtschaft/plus205288449/Natasha-Mwansa-Greta-ist-eine-Vorkaempferin-aber-wir-sind-mehr-als-eine.html
DIE AUSSAGEN SIND BEMERKENSWERT Natasha Mwansa sagte: „Gut, die alte Generation hat Erfahrung, aber wir haben Ideen, wir haben die Energie und wir haben die Lösungen für die Probleme von heute und auch die zukünftigen. Entweder ihr tut euch mit uns zusammen, oder wir müssen es allein machen. Wir haben genug Macht.“ Greta Thunbergs Aussagen haben die ähnliche Tonalität: „Unser Haus brennt noch immer. Eure Untätigkeit heizt die Flammen stündlich an.“ Lassen Sie sich das nochmals auf der Zunge zergehen: Eine 17- und eine 18-jährige sagen den altehrwürdigen, meist von sich überaus überzeugten, in der Regel reichen, alten Herren und wenigen Damen, unverblümt, was sie von ihnen halten und was diese tun sollten. Hätten sich das junge Menschen vor 10 oder 15 Jahren getraut? In Davos traf die Zukunft in Jeans und Blusen auf die Vergangenheit in Anzug und Krawatte!
VORBOTEN EINER NEUEN ZEITEPOCHE Die meisten Anwesenden lächelten und fanden die Beiträge der beiden mehr oder weniger amüsant. Sie lächelten, weil sie aus einer Zeit kommen, in der man glaubte, dass alles, was man sieht und hört, die einzige Realität sei und man die Welt und die Wirtschaft rational betrachten und beherrschen kann. Isaac Newton und Charles Darwin sei Dank. In Wirklichkeit sind die beiden jungen Frauen die Vorboten einer neuen Zeitepoche. Einer Epoche, die die Zukunft sein wird. Wir sind alle gut beraten, uns damit zu beschäftigen. Nicht nur die beiden jungen Frauen sind Zeichen der neuen Zeit. Es gibt noch mehr dieser Signale: Prinz Harry und Meghan, die sich vom Britischen Königshaus trennen, um sich selbstständig zu machen. In Österreichs und Deutschlands Schulen beginnt man mit der Einführung des Unterrichtsfaches „Glück“, die Kinder bei mehr Selbstwirksamkeit und einem zufriedeneren Leben zu unterstützen. Schüler und Schülerinnen, wie Jamila Tressel, beraten Schuldirektoren, welche Schulkonzepte zukunftsweisend sind. Immer mehr Top Manager gehen eine oder mehrere Hierarchiestufen zurück oder steigen ganz aus, um wieder mehr Sinn und Erfüllung in ihr Leben zu bringen. Freigeister und Querdenker für integrale Selbstverwirklichung wie Veit Lindau und Ärzte, die nicht Reparaturmedizin, sondern ursachenbezogene, ganzheitliche Heilkunst betreiben, sind gefragt und haben Zulauf ohne Ende. Aber auch die neueste Version des Manifestes von WEF-Gründer Klaus Schwab unterstreicht den Beginn der neuen Zeit, wenn er einen Kapitalismus fordert, der Unternehmen als Treuhänder der Gesellschaft betrachtet, die ihre Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft wahrnehmen. Dies nur einige Beispiele dazu. Wer aufmerksam durchs Leben geht, findet mehr und mehr dieser Signale. Sie sind unübersehbar und unüberhörbar.
BOHR, HEISENBERG, SCHRÖDINGER UND EINSTEIN WEISEN UNS DEN WEG Seit dem 17. Jahrhundert bestimmt Isaac Newtons Vorstellung über das Universum grösstenteils noch immer unser Denken und die wissenschaftliche Forschung. Langsam, aber sehr bestimmt, setzt sich jedoch ein Weltbild, das im 20. Jahrhundert seinen Ursprung hatte, immer mehr durch. Die Quantentheorie hält Einzug. Physik, Biochemie Neurologie und Zellbiologie bringen uns völlig neue Einsichten, es bilden sich auch neue Forschungszweige wie die Epigenetik. Diese Erkenntnisse erschüttern unser Weltbild und damit das Denken und Handeln fundamental. Die komplizierten Pläne, die wir machen, damit wir die Welt objektiv erfassen und beherrschen, sind obsolet, wie man sehr gut an der Frage der Klimakrise sehen kann. Diese neue, quantentheoretische Sicht widerspricht allem, was wir bisher für Realität gehalten haben.
FELDER ANSTELLE VON MATERIE, BEZIEHUNG ANSTELLE VON STRUKTUR Den neuen Wissenschaften liegen Strömungen zugrunde, die auf ein holistisches Weltbild deuten, auf ein Verständnis des Systems als System, das die newtonsche Vorstellungen umkehrt, also den Beziehungen zwischen den anscheinend separaten Teilen Prioritäten einräumt[1]. Sie nennen dies auch Felder, also unsichtbare Kräfte, die den Raum und letztlich auch das Verhalten strukturieren. Die neuen Wissenschaften lassen auch die Erkenntnis wachsen, dass wir in einer subjektiven Welt leben, die erst durch ihre Interaktionen Gestalt erhält. Das heisst, die Welt lässt sich nicht objektiv und für alle Zeit definieren, vielmehr verändert sie sich ständig. So wie wir Menschen auch permanent unsere Zellen erneuern. Damit werden beispielsweise unternehmerische Visionen zu Kraftfeldern unsichtbarer Bedingungen, die das Verhalten der Mitarbeitenden bestimmen. Der Unternehmenszweck, gerade als Purpose in jeder Managementzeitschrift, sind sinnvolle Tätigkeiten und Beziehungen zu allen internen und externen Partnern. Die hierarchischen Systeme, was letztlich auch die meisten agilen Konzepte sind, werden zu selbstorganisierten und intelligenten Organismen. Entscheidungsprozesse werden offener gestaltet mit grossen Freiräumen und die Einbeziehung vieler Sichtweisen. Diese Phänomene der neuen Wissenschaften, die hier nur angedeutet wurden, und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Unternehmen, werden wir im nächsten Blogbeitrag noch näher beleuchten. [1] Margret J. Wheatley, Quantensprung der Führungskunst, 1997, Hamburg
MITEINANDER STATT NEBENEINANDER ODER GEGENEINANDER Wie Heisenberg bereits feststellte, sind die unsichtbaren Verbindungen zwischen dem, was man bisher als separate Einheiten betrachtete, die fundamentalen Bausteine der gesamten Schöpfung. Sehr oft jedoch stellen wir das Trennende vor das Verbindende. Anders Indset, einer der weltweit führenden Wirtschaftsphilosophen, stellte in seinem Apell anlässlich des Weltwirtschaftsforums 2020 fest: „Wir brauchen echte Handlungshelden und keine populistischen Alarmsirenen. Wenn wir dem anderen zuhören, auch versuchen zu verstehen und daraus die richtigen Handlungen ableiten, dann können wir Unfassbares leisten[1]“. [1] Newsetter Zukunftsinstitut, Frankfurt, Wien, 27.1.2020
DAVOS 2020 ZEIGT UNS DIE NEUE RICHTUNG Wir sind dabei, jetzt ein Fundament für diese neue Zeitepoche zu legen. Mutiges, kreatives, proaktives und antizyklisches Handeln sind gefragt – bevor wir „gehandelt“ werden, entweder durch diese jungen Menschen oder durch den totalen Umweltkollaps. Wir können jetzt die dahinterliegende Botschaft der beiden jungen Frauen verstehen und uns gesellschaftlich von einer kapitalistischen Konsumgesellschaft zu einer pluralistischen Wissens- und Kulturgesellschaft entwickeln[1]. Zukunft ist gestaltbar, wie wir aus der Quantentheorie wissen. Es braucht Hoffnung, Optimismus und Zuversicht. Notwendig sind auch neue Räume und Offenheit, um an die Quelle unseres Denkens vorzudringen. Einige Erkenntnisse für den Weg in eine neue, erfolgreiche Zukunft haben wir in unserer jüngsten Forschungsarbeit herausgearbeitet: https://www.thechangemaker.work/wp-content/uploads/2019/10/TCM_booklet_190926_RZ_ES.pdf Nehmen wir doch diese jungen und mutigen Menschen der neuen Generation als das, was sie sind: Botschafter einer völlig neuen Zeit. Gehen wir neue Wege in der Gestaltung unserer Unternehmen und unterstützen wir sie in ihrer enormen Stärke und Liebe, reichen wir ihnen die Hand und gehen gemeinsam den Weg in eine bessere, friedliche und liebevolle Zukunft. Weitere Information: www.thechangemaker.work Gerald Ziegler: g.z@thechangemaker.at
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